Kaagaz Ke Phool
Suresh Sinha (Guru Dutt) kehrt als alter Mann in sein ehemaliges Filmstudio zurück und erinnert sich an seine Zeit als erfolgreicher und gefragter Filmregisseur. Sein Erfolg in der Filmwelt geht jedoch auf Kosten seiner Familie: seine Frau Bina hat sich von ihm getrennt und verbietet ihm auch den Kontakt mit Tochter Pammi. Ebenso wie ihre Eltern passt die Filmwelt nicht zu ihrem sozialen Status, und vor deren dekadentem Einfluss gilt es auch Pammi zu bewahren. Vergeblich kämpft Suresh für das Recht, seine Tochter zu sehen. Beruflich ist Suresh sehr erfolgreich, und als er zufällig Shanti (Waheeda Reman) begegnet, weiss er, dass er sie die ideale Paro für den Film «Devdas» ist. Die beiden einsamen Menschen kommen sich näher, aber ihre Liebe hat keine Chance. Auf Druck von Tochter Pammi gibt Shanti ihre Karriere als inzwischen erfolgreiche Schauspielerin auf, um als Lehrerin in einem kleinen Dorf zu arbeiten. Ohne Shanti gelingt dem Regisseur Sinha nichts mehr, die Misserfolge häufen sich und Suresh verfällt zusehends dem Alkohol. Ein letztes Mal versucht Shanti, den verarmten und vergessenen Regisseur zu überreden, einen Film mit ihr zu drehen.
Kaagaz Ke Phool, Papierblume. Im Lied finden die Bienen keinen Nektar, der Film jedoch bietet Nahrung fürs Gemüt. Die aussichtslose Liebesgeschichte, die vielfach nur angedeutet wird, die Blicke, das zurückhaltende Spiel der beiden Hauptdarsteller berühren. Waheeda Rehman bezaubert mit ihrer Schönheit und Anmut und Guru Dutt, der ebenfalls Regie führt, vermag ohne grosse Worte und Gesten darzustellen, welche Gefühle ihn bewegen. Die beiden sind ein wunderbares tragisches Liebespaar (offenbar waren sie es auch im richtigen Leben) und ihre Beziehung steht im Mittelpunkt des Films.
Der Film erscheint anfangs nicht besonders «indisch»: Der pfeifenrauchende Anzugträger Sinha, die überheblichen Schwiegereltern mit ihren verhätschelten Hunden, die Tochter, die ihren Vater mit Daddy anspricht, Pferderennen und Cocktail Parties — ich wusste zuerst nicht genau, ob der Film noch in der Zeit des Raj spielt oder nach der Unabhängigkeit Indiens. Ausserdem sind das gnadenlose Filmbusiness, der Starkult, Scheidungskinder, snobistische Eltern und Männer mit Bindungsangst (der übertrieben agierende Johnny Walker, ein Vorläufer von Johnny Lever?) universelle Themen. Der Film könnte auch in unserem Kulturkreis spielen. Einzig die Lieder, die zwischendurch gesungen werden, deuten auf Indien hin.
Mit Waheeda Rehman kommt dann definitiv eine neue Qualität ins Spiel, und ihr Lied «Ek Do Tin», das sie als Dorflehrerin mit ihren Schülern singt, ist ein musikalischer Höhepunkt im Film. Und je vertrauter das Gesicht von Guru Dutt wird, desto mehr scheint vom zerrissenen und auch besessenen Charakter seiner Filmfigur durch. Die melancholische Grundstimmung, die immer stärker spürbar wird, wirkt nach dem Ende des Films noch lange nach.